Von der Praxis zur Wissenschaft
Offen gebliebene Fragen zu (autonomen) Bildungsprozessen und ihren Manifestationen, die im Schulwesen meist gar nicht erkannt oder anerkannt und (auch deswegen) überdies oft schon im Entstehen erschwert werden, motivieren mich nach langer praktischer Tätigkeit im Bildungswesen, ihnen nun wissenschaftlich auf den Grund zu gehen. (Meine praktische Berufstätigkeit erfolgte zunächst, 1968 bis 1984, als Klassenlehrer und dann, 1985 bis 2011, als Mitarbeiter der zentralen Verwaltung und Steuerung im österreichischen Bildungsministerium in Wien.)
Ein „Schatzkästchen“
Die Analysen der Studie beziehen sich auf eine Sammlung von „Reflexionsblättern“ eines ‚Kindes in der Schule‘, sowie das pädagogische Konzept „Kompetenzmappe“ im Hintergrund. Diese Sammlung erstreckt sich auf die ersten vier Schuljahre im Zeitraum zwischen September 2012 und Juni 2016. Dieses sehr offene Portfolio wurde mir als Forscher mit dem Hinweis, ein „Schatzkästchen“, in einem Präsentationsgespräch überlassen. In der „Einverständniserklärung“ der Eltern und des Kindes Erna (Pseudonym) heißt es: „Wir erklären uns damit einverstanden, dass Zeichnungen und Reflexionsblätter aus der Kompetenzmappe unserer Tochter Erna für wissenschaftliche Analysen im Bereich ‚Schulentwicklung – Stärkenorientierung‘ verwendet bzw. veröffentlicht werden“.
‚Bunte Blätter‘ inspirieren
In einer objektiv-hermeneutischen Fallrekonstruktion werden sodann die Handlungs- und Entscheidungsabläufe Sequenz für Sequenz entschlüsselt, denn dort ist konstitutionstheoretisch der Ursprung von Autonomie (nicht nur bei Kindern) zu vermuten. Im Rahmen des Konzepts ‚Bunte Blätter‘ werden die Kinder dazu angeregt, sobald es für sie passt, ihren Fortschritt (und sich selbst) auf einem Farbblatt darzustellen. Durch diese betont offenen Reflexionsmöglichkeiten und die kommunikative Resonanz kann es zu authentischen Ausdrucksgestalten und aussagekräftigen Werken kommen. Diese können in einer methodischen Rekonstruktion idealer Weise gültig auf schon gefestigte Routinen, oder aber auf Krisen, für die gerade eine Krisenlösung kreiert wurde, zurückgeführt werden.
Muße, die ursprüngliche Idee von Schule
Die Zielsetzung der Studie wird mit Anschaulichkeit und in Muße vorangetrieben. Die Anschaulichkeit schlägt sich in vielen Abbildungen nieder. Die Muße wird nicht nur als ursprüngliche Idee und Privileg von Schule gestärkt, sondern vor allem durch Bezüge zu Theorien zur Ästhetik und zu Bildung jeweils im Verständnis des analytischen Paradigmas von ‚Krise und Routine‘ Ulrich Oevermanns fundiert. Demzufolge führt die kindliche Neugierde vor allem (oder idealer Weise) in die ‚Krise durch Muße‘. Mit den in Krisen gefundenen (autonomen) Krisenlösungen generiert das Individuum einen strukturellen Transformationsprozess und letztlich neue, eigene Erfahrung. Dieser Prozess wiederum wird in der Objektiven Hermeneutik als ‚Individuierung‘ oder auch als ‚Bildung‘ bezeichnet.
Erste Einblicke in die Studie
Die Studie in ihrer Gesamtheit wird hier veröffentlicht, sobald das Promotionsverfahren abgeschlossen ist. In der Zwischenzeit sind Sie herzlich eingeladen, die Kurzpräsentation und für diese Internetseite aufbreitete exemplarische Einblicke in die Studie zu nutzen.
Als Inhaber dieser Website und Autor der Studie, zu der sie Zugang verschafft, wünsche ich eine angenehme Lektüre. Ich bin mir dabei dankbar bewusst, dass das, was ich unter meinem Namen veröffentliche, in kommunikativen Kreisen, Dialogen und Kooperationen entstanden ist – auch wenn ich es persönlich zeichne.
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