(Davor: ‚Theoriesprache‘ (6.2))
Als Verweiszusammenhänge werden hier, wie in der Objektiven Hermeneutik generell, solche Bezüge bezeichnet, die in Ausdrucksgestalten zu Texten verwoben sind und die als Daten untersucht werden.
Das Gesamt an Daten, in denen sich die erfahrbare Welt der Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften präsentiert und streng methodisch – im Unterschied zu: praktisch – zugänglich wird, in denen also die sinnstrukturierte menschliche Praxis in allen ihren Ausprägungen erforschbar wird, fällt in die Kategorie der Ausdrucksgestalt (Oevermann 2002, S. 3; [Hervorhebung im Original unterstrichen]).
Texte können anhand ihrer Verweiszusammenhänge als Ausdrucksgestalten bzw. Spuren menschlicher Praxis gelesen und verstanden werden (vgl. Garz & Kraimer 1994, S.7).
Unter dem Gesichtspunkt der Strukturierung von Sinn und Bedeutung, also dessen, was sie symbolisieren, werden Ausdrucksgestalten als Texte behandelt. Für Texte gilt entsprechend, daß sie – wie die Bedeutungs- und Sinnstrukturen, deren Zusammenhang sie herstellen – als solche der sinnlichen Wahrnehmung verschlossen sind und nur „gelesen“ werden können (Oevermann 2002, S. 3; [Hervorhebung im Original unterstrichen]).
Damit liegt ein sehr weit gefasster Textbegriff vor, er betrifft alles, was auf sinnstrukturierte menschliche Praxis zurückgeführt (rekonstruiert) werden kann. Somit werden in diesem weiten Textbegriff also nicht nur schriftliche Texte, sondern auch Kulturlandschaften, Bauten und andere Werke einzelner oder kollektiver, ausgewiesener oder unbekannter Urheber verstanden, die bewusst oder unbewusst Spuren ihrer Praxis hinterlassen haben.
(Weiter zu: ‚Latente Sinnstrukturen‘ und ‚objektive Bedeutungsstrukturen‘ (6.3.1))