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Annahmen zu ‚frühen‘ Blättern

‚Früh‘ wird hier als Hinweis auf die zeitliche Nähe zum Schuleintritt bezogen. In dieser Region in Österreich ist der Schulbeginn (und somit auch der Schuleintritt) in der zweiten Septemberwoche. Daraus ergibt sich die also die besagte Nähe bzw. Dauer des Schulbesuchs.

Der Umstand, dass ein frühes Blatt zur Analyse gelangt, führt zu ersten Annahmen, die die Ausdrucksmöglichkeiten des Kindes in der Altersphase des Schuleintritts betreffen:

  • Die schriftsprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten (und deren Geläufigkeit) müssten beim Schuleintritt relativ gering sein.
  • Hingegen müssten in dieser Altersphase motorische, gestische, mündliche, aber auch zeichnerische und dialogische, kooperative sowie emotionale Ausdrucksfähigkeiten stark und in relativ ursprünglichen Formen ausgeprägt und geläufig sein. – Vielleicht gehen gewisse Aspekte derartiger Kompetenzen sogar durch die schulische Sozialisierung wieder verloren.
  • Wobei diesbezüglich kein Vergleich forciert wird, vielmehr kann und soll die je historisch einzigartige und überdies dynamische Entwicklung der Person aufgesucht – und sogar ‚Stärken‘ im Sinne des denkwürdigen ‚Auftrags‘ der Studie darin erkannt – werden (siehe Kapitel 1.5).

Annahmen wie diese sind bereits in der Einleitung (Kapitel 1 der Studie) aus mehreren Perspektiven grundgelegt, indem dort zur Konstitution, zur Transformation und zu sinnlich prägnanter Darstellung von Erfahrung und deren Rezeption allgemeine (relativ knappe) Aussagen für die gesamte Studie getroffen sind (vgl. 15 Thesen in Kapitel 1.10 und 1.11). In der Verdichtung der Thesen zur Autonomie künstlerischen Handelns wurde schließlich auch ein Modell bereitgestellt, das in der weiteren Analyse hilfreich sein sollte: Das Kunstwerk als Strukturmodell für Bildungsprozesse und das Verstehen der Symbolwelt von Kindern (Kapitel 1.11.6, Abb. 7).


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