(Davor: Annahmen zu ‚frühen‘ Blättern)
Der obere Ausschnitt von Blatt 01.10.2012, der zunächst illustrativ eingesetzt wurde, dann auch technisch zur Erhöhung der Darstellungsqualität nachbearbeitet wurde, und der nun auch noch rekonstruiert wird, kann schlussendlich zu einem RESÜMEE weitergeführt werden.

Dabei wird Sequentialität exemplarisch herausgearbeitet (Kapitel 1.9.1) und formal wie auch inhaltlich als Krise und Krisenbewältigung (Kapitel 1.9.2) postuliert. Auf diesen beiden Punkten basierend, werden dann Rekonstruktionsschritte relativ ausführlich dokumentiert und zu einer ersten Beantwortung der drei Forschungsfragen herangezogen (Kapitel 1.9.3):
Der vorliegende Schreibprozess ist ein aufschlussreiches Beispiel, ein Exempel für die Sequentialität jener Lebenspraxis, die zur untersuchten Ausdrucksgestalt (also dem hier untersuchten Satz bzw. Bildausschnitt) in der konkreten, einzigartigen Ausführung geführt hat. Denn Sequentialität ist es, die zur Generierung von Sinn- bzw. Bedeutungsstrukturen
- im Gebrauch von Schriftsprache allgemein sowie auch
- von spezifischen grafischen Ausdrucksformen eben dieser Schriftsprache (wie der vorliegenden Ausdrucksgestalt)
geführt haben müsste (vgl. Oevermann 2000, S. 64-129; insbesondere zur Sequentialität von Bildern S. 107-112 und zur Schriftsprache S. 109-116).
Sequenzialität des Schreibens
Denn der Satz „ICH KANN GUT REITEN“ wird (von der Verfasserin des Blattes) Wort für Wort, ja teilweise auch Buchstabe für Buchstabe und sogar hinsichtlich mancher Buchstabenelemente (wie dem Querbalken bei „T“) Sequenz für Sequenz weiter differenzierend ausgeführt.
Als Forscher habe ich das Erkennen von Sequentialität regelrecht gefeiert, denn das Blatt 01.10.2012 (Reiten) wirkt ja ‚fertig‘, also synchron auf unsere (der Betrachter*innen) Sinne. Das gilt zwar auch für den Bildausschnitt (Abb. 5), sowie dessen sinnstiftende Funktion im gesamten Blatt 01.10.2012. Die Wirkung des Bildausschnitts (Abb. 5) wird in ihrer Gesamtheit allerdings erst in Kapitel 2 (insbesondere 2.3) genauer analysiert, auch wenn hier bereits von ‚Überschrift‘ und ‚Signatur‘ die Rede ist, was erst in der genaueren Analyse zu fundieren ist.
Grundlagen der Sequenzanalyse
Jene Stellen, an denen die Sequentialität klar zu erkennen ist, erleichtern das praktische Vorgehen der Rekonstruktion erheblich. Hier wird zunächst konstitutionstheoretisch darauf eingegangen: Aus der Sequentialität der Lebenspraxis resultieren also fortschreitend entsprechend bedeutungsvolle (weiter ausdifferenzierte) Sinnstrukturen, die sodann als Ausdrucksgestalten der vorangehenden Handlungspraxis (einschließlich deren regelhafter Verknüpfungen) entziffert und gedeutet, also als bedeutungsvolle Gebilde gelesen werden können.
Darüber hinaus können in diesen Ausdrucksgestalten – bei Einsatz entsprechender Methoden – die den jeweiligen Sinnstrukturen zu Grunde liegenden Regeln (Generierparameter und Auswahlparameter) nachgewiesen werden, wie in Kapitel 6 (insbesondere 6.9.3) grundsätzlich und hier im Folgenden konkret dargelegt wird.
(Weiter zu: Rekonstruktion einer Krise und deren Bewältigung)