(Davor: Im Schulwesen wimmelt es von (unauthentischen) Ich-Kann-Phrasen)

Hinsichtlich der drei Forschungsfragen kann nach Analysen des oberen Ausschnitts von Blatt 01.10.2012 (Abb. 5), der auch technisch nachbearbeitet wurde (Abb. 6), folgendes Zwischenfazit vorgemerkt werden.
Zur Forschungsfrage 1
Zur Forschungsfrage 1, deren Aufgabe es ist, eine offene Fokussierung auf werkimmanente Prägnanz und Autonomie einzurichten (siehe Kapitel 1.3), wird festgehalten:
- Zum Entziffern vor allem der ersten Zeile („ICH KANN GUT REITEN“) ist zunächst zwar einige Mühe notwendig.
- Dann aber zeigt sich eine deutliche Aussage, die optisch an Deutlichkeit zunimmt.
- Als reflexive Ich-Aussage zu einem eigenem Vermögen setzt sie ein klares prägnantes Anfangs-Statement , das auch als Überschrift fungiert.
- In diesem Blattsegment äußert sich die Autonomie eines Kindes, denn die Ich-Aussage wirkt als authentischer, fortschreitender (nicht rückwärts korrigierender), selbstbewusster Bewältigungsprozess und Selbstaussageprozess in der herausfordernden Umgebung des roten Blattes, das als Bühne des Ausdrucks und der Mitteilung genutzt wird.
- Überdies erfolgt eine Präzisierung durch dieSignierung. Dadurch werden die Urheberschaft aber auch der Zeitpunkt der (Selbst‑)Aussage verdeutlicht.
- Auch eine genauere Benennung bzw. Relativierung des Könnens (‚[…] gut reiten‘) erfolgt.
Zur Forschungsfrage 2
Die Forschungsfrage 2 dient der Überprüfung der Prämisse, wonach eine grundlegende Kompetenz bereits in die Schule mitgebracht werde (siehe Kapitel 1.3):
Es kann – wegen der zeitlichen Nähe des Erstellungsdatums zum Schulbeginn – angenommen werden:
- dass die in den vorhergehenden Punkten angeführten Argumente zur Beantwortung der Forschungsfrage 1 (nach werkimmanenter Prägnanz und Autonomie) auf bereits in die Schule mitgebrachter grundlegender Kompetenz beruhen. Diese grundlegende Kompetenz ist in der Selbstkundgabe, „ICH KANN GUT REITEN“, prägnant und autonom zum Ausdruck gebracht.
Zur Forschungsfrage 3
Die Forschungsfrage 3 fokussiert zwar auf die Überprüfung eines (späteren) Zwischenergebnisses der Studie, wonach sich Schüler*innen in ihren ersten Schuljahren zwischen konfligierenden Kompetenzverständnissen (familiär-diffus und schulisch-formal) bewähren müssten (siehe Kapitel 1.3). Also setzt diese Frage einen bereits fortgeschrittenen und kumulierten Forschungsprozess voraus. Aber erste Ergebnisse zeichnen sich doch bereits ab – oder deuten sich zumindest an:
- So könnte in der Tatsache und der Art der Signierung eine schulische Rahmung, eine sehr konkrete Erwartung aufgegriffen sein.
- Auch der kreative Umgang mit dem Blatt könnte durch ein entsprechendes pädagogisches oder künstlerisches Konzept – oder schlicht durch eine offene vertrauensvolle oder viel zutrauende Haltung inspiriert oder intendiert sein.
- Von konfligierenden Kompetenzverständnissen ist in der Rekonstruktion dieses Segmentes nichts zu vermerken.
Der Einblick in dieses Blatt wird mit dieser ersten Ergebnissicherung abgebrochen, mit dem Hinweis darauf, dass gerade mit diesem Blatt die Analysen ‚früher‘ Blätter eröffnet werden und dort dieses Zwischenergebnis wieder aufgegriffen wird (siehe Kapitel 2 insbesondere 2.3).
(Weiter zu: Blatt 01.10.2012: Reiten)