(Davor: Synchronizität und Dynamik von Bildern)
Schließlich ist sprachlich – wenn auch abstrakt – mehrfach von Mitte und ihrem Gegenstück dem Rand die Rede. Womit als Besonderheit dieses Grafikbildes die Schrift zu nennen ist, die wiederum an der zentralen Aussage der Bildepistemik ausgerichtet ist. Diese besagt:
Eine zu einem Bild gerahmte Fläche fordert durch die Relation von Rand und Mitte zur Prägnanz-Bildung und inneren Strukturierung eben dieses Bildes auf (siehe die Argumente 6, 7 und 9).
Fazit zu den neun Argumenten: Bild und Rahmen
Zur Gesamtgestalt dieser Bildgrafik, welche die Aufmerksamkeit sowohl auf einzelne Argumente als auch auf deren Gesamtaussage lenkt, trägt auch eine Überschrift bei, die quer über das querliegende Bild gelegt ist. Insgesamt sollte eine Verbindung einerseits von sprachlichen, grafisch unterstützten, voranschreitenden Argumenten undandererseits statisch bildlicher, synchroner Darstellungsweise erkennbar geworden sein. Letzteres ähnelt dem schon erwähnten Schnappschuss, da wird offensichtlich eine fortschreitende Situation – hier ist es eine Argumentation – stillgestellt: Auch ein Einzelbild eines ansonsten laufenden Films wäre ein Beispiel für die Statik eines Bildes. Bei Filmen auf Zelluloid kann man die Einzelbilder, die im Durchlauf einen bewegten Film ergeben, noch gut erkennen.
Der solcher Art aufbereitete Inhalt der Argumentation wird mit einem Blick, also synchron, erfassbar. Es entsteht ein Überblick, der zu besonderer Klarheit – zu Prägnanz-Bildung – beigetragen haben sollte. Die Argumente sind sowohl einzeln gerahmt als auch zu einem Gesamtbild zusammengefasst. Unser visueller Wahrnehmungssinn kann den an sich abstrakten Sinn der Argumente und Gedanken, der auf einer völlig anderen – nicht mehr sinnlichen – Ebene liegt, in wenigen Augenblicken sinnlich miterfassen: Mögliche Magie der Synchronizität eines Bildes.
Argumente oder andere Schrifttexte, die nicht nur mittels schriftsprachlicher Symbole, sondern auch als Grafik gerahmt aufbereitet sind, werden also in doppelter Weise zugänglich: sowohl als synchrones Bild als auch als fortlaufende Argumentation. Eine gängige und treffende Bezeichnung für diese Kombination habe ich bislang nicht gefunden. Zwar gibt es den Ausdruck ‚Schriftbild‘, der betont aber den bildlichen Eindruck einer geschriebenen Seite. Demgegenüber betont ‚Grafikbild‘ wiederum den (dualen) Kontrast wie auch die Ergänzung zwischen grafischen Darstellungselementen einerseits und der Gesamtheit des Bildes andererseits.