(Davor: „Sehr früh richtige Protokolle geschrieben“)
Zuvor sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die sprachliche Entwicklungsdimension bereits anhand früherer Blätter in den Fokus der Präsentation gekommen ist Blatt 31.10.2012: ‚DER NETE GEIST‘ (siehe auch Kapitel 3.8 und 2.7.3). Anlässlich der vom Geist gezeigten Angst (‚ANXT‘) ging Maria T. sodann auf das große Problem – Mathematik (vgl. Kapitel 3.10) ein und zeigte schließlich vor allem anhand des Blattes 18.10.2013: ‚Land Des Rechnens‘, auf sehr große Fortschritte Ernas. In diesen Reflexionsblättern kommt die Schriftsprache in Wortgruppen, ja sogar in einer kleinen Geschichte sowie in einer Reihe von Ziffern, Zahlen und Rechnungen vor. Nun schwenkt die Präsentation wieder auf ein ausdrucksmedial gemischtes Reflexionsblatt, das offensichtlich im Werkunterricht entstanden ist.
Unter ‚authentisch‘ kann einerseits eine Aussage verstanden werden, in der die aussagende Person plausibel auch (neben anderen Kommunikationsgehalten, wie einer ‚Sachinformation‘, einem ‚Beziehungshinweis‘ und einem ‚Tätigkeitsappell‘) auf sich und ihr Innenleben reflexiv (zurück-)verweist. Mit Friedemann Schulz von Thun kann – im Sinne des Modells eines ‚Kommunikationsquadrats‘, demzufolge Kommunikation auf vier Ebenen abläuft – demnach von einer ‚Selbstkundgabe‘ oder auch einer ‚Selbstoffenbarung‘ gesprochen werden (vgl. Schulz von Thun 1981 sowie 2000).
Andererseits wird, über dieses sozial- und kommunikationspsychologische Verständnis von Kommunikation auf vier Ebenen hinausgehend, hier der Begriff der ‚Authentizität‘ vor allem in seiner soziologischen und methodologischen Dimension genutzt, sodass die sequenzielle Konstitution der manifesten wie auch der latenten Sinn- und Bedeutungsstrukturen im Folgenden sequenzanalytisch erschlossen werden kann. In diesem Verständnis wird von ‚Authentizität‘ gesprochen, wenn ein deutlicher Zusammenhang zwischen einer Praxis und deren Ausdrucksgestalt besteht, es handelt sich dann um eine authentische Ausdrucksgestalt (siehe These 12 sowie Kapitel 6.3.3). Die so verstandene ‚Authentizität‘ wird durch Regeln der Verknüpfung von Sequenzen erzeugt. Somit kann man von „regelerzeugter Authentizität“ oder „Gültigkeit“ sprechen (Oevermann 2013, S. 80). Wir begreifen diese meist intuitiv als „Wohlgeformtheit“ (ebd.).
In Interpretationsgruppen brachen wiederholt heftige Meinungsverschiedenheiten darüber aus, ob die Formulierung „Ich bin stolz“ in einem zu untersuchenden Reflexionsblatt ‚authentisch‘ oder doch ‚in den Mund gelegt‘ wäre. Wie das im vorliegenden Blatt kritisch unterschieden werden kann, zeigt die folgende sequenzielle Aufbereitung.
(Weiter zu: Kritische Einwände sequenzanalytisch aufgegriffen)