(Davor: Kritische Einwände sequenzanalytisch aufgegriffen)
Dieser anspruchsvolle Herstellungsprozess erheischt Kooperation
Bei der Herstellung eines so komplexen Werkstücks, wie in Blatt: 22.1.2014: ‚Lui‘, dargestellt und reflektiert, ist klar, dass eine siebenjährige Schülerin laufend auf Kooperation angewiesen ist. Anders ausgedrückt: Erna ist darauf angewiesen, nach einem entsprechend anspruchsvollen (nicht selbst entwickelten) Konzept zu arbeiten, und damit auch Erwartungen von jenen zu erfüllen, die das Konzept näherbringen und dessen Umsetzung anleiten, will sie zügig vorankommen, also „entlich vertich“ werden.
Die Bereitschaft zur Kooperation mag sich auch auf manche andere Passagen des Reflexionsblattes 22.1.2014: ‚Lui‘, beziehen, etwa auf die relativ ausführliche Beschreibung auf der Rückseite: Vielleicht hat Erna diese Beschreibung ihrer Werklehrerin zuliebe gemacht, die (ihrerseits) mit Ernas Reflexionsblatt der Praxis der Schule – zu dokumentierter Reflexivität – gerecht werden wollte. Solche Erwartungen – und deren Erfüllung – schmälern aber nicht die gerade methodisch abgesicherte Einschätzung, dass es sich auch bei diesem Reflexionsblatt um ein authentisches, autonomes, kooperativ zustande gekommenes Werk handelt, das ‚für sich spricht‘. Dies gilt vor allem, wenn man den Medien-Mix in Betracht zieht, mit dem dieses authentische Reflexionsblatt Einblick gewährt in die eigenständige Verarbeitung der erlebten vielfältigen Situation der anscheinend arbeitsteilig, mit Phasen der eigenständigen Gestaltung, getakteten Anfertigung, bis hin zum Spiel mit der funktionstüchtigen Marionette.
CONCLUSIO (Teil 1 von 3) zur Validierung der postulierten Fallstruktur
Der Zusammenhang der Rekonstruktion von Blatt: 22.1.2014: ‚Lui‘, zum finalen Postulat, in dessen Zentrum die Fallstruktur einer autonom ‚etablierten‘ Schülerin steht, wird wie folgt gesehen:
- Aus der Haltung einer dialogisch kooperierenden Proponentin hat Erna im Wechselspiel von schriftsprachlichen (sachlichen wie auch persönlichen) Ausführungen und gezeichneten Darstellungen den paradoxen Auftrag zu selbständiger Reflexivität ernst genommen, und in einer Mischung der Medien: Farbe / Bild / Schriftsprache, autonom in authentischer Weise prägnant erfüllt.
- Die Verfasserin ist in den (Bildungs-)Kreislauf der Erarbeitung, Entdeckung, Aneignung, Kodifizierung und Vermittlung von Wissen eingetreten. Dabei hat sie den weitgehend vorgegebenen Entstehungsprozess des Werkstückes in eigenständiger und authentischer Weise dokumentiert und reflektiert.
In einem Kreislauf von Bezügen auf einmal gesichertes Wissen und sodann auf die Bildung von neuem Wissen kann dieses dokumentierte Reflexionsblatt also zu verschiedenen Zwecken – unabhängig vom seinerzeitigen Entstehungs- bzw. Bildungsprozess – genutzt werden: zum Beispiel als Muster für ähnliche Arbeiten, sowie als Arbeitsnachweis (der Schülerin aber auch der Lehrerin) oder als Dokument eines Entwicklungsprozesses, in dem aus altem Wissen neue lebendige Erfahrung entstanden und auch dokumentiert ist (vgl. Oevermann 2006).
(Weiter zu: Blatt 6.5.2013: ‚Dromeda‘)